Ýêîíîìè÷åñêèå íàóêè/16.Ìàêðîýêîíîìèêà.

Vlasowa I. A.

Makarenko S. P.

Nationale Universität für Wirtschaft und Handel namens M. Tugan-Baranowsky, Ukraine

 

Bundesländer und Kommunen

 

Die deutschen Länder sehen sich ebenfalls vor der Herausforderung, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu erstellen. Dabei konzentrieren sie sich auf ihre Zuständigkeiten, darunter vor allem im Umweltschutz und auf Bereiche wie Bildungspolitik, regionale Wirtschaftsförderung, Raumordnung und Landesplanung usw., um in Richtung nachhaltige Entwicklung umzusteuern. Nachhaltigkeitskriterien spielen ferner in die Entwicklungszusammenarbeit hinein, soweit sich die Bundesländer auf diesem Feld über die Inlandsarbeit hinaus engagieren. Eine „Landesagenda 21“ liegt nicht in allen Fällen vor, überhaupt werden unterschiedlichste Formen gewählt. Zu den ersten Ländern mit eigener Strategie gehörte Bayern mit der Bayern Agenda 21 (1997/98), der sich der im Oktober 2000 zwischen der Staatsregierung und der bayerischen Wirtschaft unterzeichnete „Umweltpakt“ anschloss. Niedersachsen hat 1998 das Landesprogramm „Nachhaltige Entwicklung in Niedersachsen“ beschlossen. Andere Länder beschränken sich auf Umweltpläne (Baden-Württemberg) oder eine Umweltpartnerschaft mit der Wirtschaft (Brandenburg, Sachsen-Anhalt). In den Stadtstaaten ist der Übergang zu einer Lokalen Agenda 21 fließend, was z.B. in Berlin auch in der Terminologie zum Ausdruck kommt (Schophaus 2001). Und in einer Reihe von Ländern, so in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen, ist die Arbeit an einer Landesagenda noch im Gange97.

Nordrhein-Westfalen, um ein konkretes Beispiel zu nehmen, verfolgt einen ambitionierten Ansatz. Die bei der Landtagswahl 2000 im Amt bestätigte rot-grüne Koalition in Düsseldorf legte in ihrer Koalitionsvereinbarung fest, die Agenda 21 NRW zusammen mit Kooperationspartnern aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Gewerkschaft, Kirchen, Umweltorganisationen usw. bis 2003 zu entwickeln. Inzwischen gibt es einen Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung auf Landesebene – und, als eine Parallele zum Nachhaltigkeitsrat der Bundesregierung, einen „Zukunftsrat“ mit 28 Persönlichkeiten aus allen gesellschaftlichen Bereichen. Im Frühjahr 2002 wurden sechs Agenda-Konferenzen zu den verschiedenen Politikfeldern mit breiter Beteiligung durchgeführt. Der Nord-Süd-Aspekt, der bei den meisten Bundesländern, wie die Zusammenfassung schon andeutete, keine größere Funktion einnimmt, wird als eigenes Themenfeld behandelt98. Angeregt wurde der Dialogprozess schließlich von dem zurückliegenden Bonner Kongress „Nordrhein-Westfalen in globaler Verantwortung“ (30. November/1. Dezember 2000), den mehrere Arbeitsgruppen mit Strategiepapieren vorbereitet hatten (MUNLV 2001). Eine nicht zu unterschätzende Rolle übernehmen die Bundesländer bei der Koordinierung kommunaler Aktivitäten, so durch die Förderung von Transferstellen, die bei der Planung und Organisation der Umsetzung der Agenda 21 auf lokaler Ebene helfen und einen nationalen und internationalen Informationsaustausch zur Lokalen Agenda initiieren.

Mit eigenen Nachhaltigkeitsstrategien sollen die Kommunen weltweit ihren Beitrag zur Umsetzung der Rio-Beschlüsse leisten. Die Lokale Agenda 21 gibt den Kommunen wiederum die Möglichkeit, mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam Leitbilder und konkrete Handlungskonzepte für die weitere Kommunalentwicklung zu erarbeiten99.

Gewöhnlich steht dabei das Thema Umwelt im Vordergrund, wie z.B. eine Auswertung für Nordrhein-Westfalen bestätigte (Gansen; Anton; Hoffmann 2001). In Deutschland lebt heute die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in einer Kommune mit Agendabeschluss, wobei sich die Zahl der Beschlüsse in den vergangenen drei Jahren verdoppelt hat100.

Gerade die Absicht, den Nord-Süd-Aspekt der kommunalen Agenda-Aktivitäten zu vertiefen, hat die Bundesregierung und die Länder dazu bewogen, die Mitte Dezember 2001 eröffnete „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“ ins Leben zu rufen, an der auch die kommunalen Spitzenverbände und die entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen beteiligt sind101.

Der Großteil aller lokalen Agendaprozesse findet allerdings bis zur Gegenwart in den Industrieländern und dort weitgehend in Europa statt, während der Ansatz in Entwicklungsländern weiterhin wenig bekannt ist. Darauf deutet eine im Jahr 2001 im Vorgriff auf den Weltgipfel durchgeführte Erhebung des Internationalen Rates für kommunale Umweltinitiativen (ICLEI) hin, auf den die Initiative und der Entwurf des Kapitels 28 der Agenda 21, der sich mit den Initiativen der Kommunen beschäftigt, zurückgegangen war. Demnach lag der Anteil der europäischen Kommunen mit insgesamt 5292 aktiven Kommunen (davon allein 2042 in Deutschland) bei rund 82 Prozent der 6416 lokalen Agendaprozesse weltweit. Die übrigen Anteile entfallen auf Afrika, Asien und Südamerika, während die Lokale Agenda 21 in Nordamerika unverändert eine marginale Rolle spielt (DESA/CSD 2002a: 8 ff.).

Erfreulich sind die Tendenzen zu internationalen Zusammenschlüssen der lokalen Prozesse und die Verknüpfung mit der höheren Ebene. Ausgewählte lokale Akteure dürfen an den jährlichen Sitzungen der UNNachhaltigkeitskommission (CSD) teilnehmen. Als Major Group im Sinne der Agenda 21 waren die Vertreter der lokalen Ebene von Beginn an in die Stakeholder-Dialoge des Johannesburg-Vorbereitungsprozesses einbezogen (Stephan 2001b: 26 f.). Der Vernetzung der Kommunen und dem gegenseitigen Erfahrungsaustausch diente die (wiederum von ICLEI initiierte) Europäische Konferenz über zukunftsbeständige Städte und Gemeinden in der dänischen Stadt Aalborg im Jahr 1994, deren Höhepunkt die Unterzeichnung der Charta von Aalborg war102. Darin verpflichteten sich die Teilnehmer dazu, in Lokale Agendaprozesse einzutreten und langfristige Handlungsprogramme mit dem Ziel der Zukunftsbeständigkeit (Nachhaltigkeit) aufzustellen, Hunderte weiterer Städte und Gemeinden haben sich seither dem Aufruf angeschlossen.

Ende der neunziger Jahre wurden darüber hinaus erste internationale Konferenzen zur Lokalen Agenda 21 in Südamerika sowie in Asien und in der Pazifikregion abgehalten. Für Agendaprozesse in Entwicklungsländern steht überdies seitens verschiedener Institutionen und Netzwerke Hilfe zur Verfügung. Ein vielzitiertes Beispiel für eine Nord-Süd-Partnerschaft ist das bereits im Jahr 1990, also vor dem Rio-Gipfel, gegründete „Klima-Bündnis der europäischen Städte / Alianza del Clima e.V.“ mit Sitz in Frankfurt, ein Zusammenschluss europäischer Städte und Gemeinden, die eine Partnerschaft mit indigenen Völkern der Regenwälder eingegangen sind.

Dem Klima-Bündnis traten bislang fast tausend europäische Städte, Gemeinden und Landkreise bei, Bundesländer und Nichtregierungsorganisationen arbeiten als assoziierte Mitglieder mit. Der Einsatz gilt der Verringerung der klimaschädigenden Emissionen in den Industrieländern und dem Schutz der Regenwälder. Die indigenen Völker sollen zudem in ihren grundlegenden Rechten geschützt werden; hierzu zählt die Möglichkeit, in ihrer natürlichen Umwelt nach eigenen Entwicklungsvorstellungen leben und wirtschaften zu können. Die Organisationen indigener Völker, repräsentiert durch zwei Dachverbände, werden darin unterstützt, eigene Positionen zu formulieren und in die politischen Prozesse einzubringen. Ihrerseits verpflichteten sich die Mitgliedskommunen auf Handlungsfelder und Maßnahmen, die der Umsetzung selbständig erarbeiteter Klimaschutzstrategien dienen sollen103. Die Innovation basiert letztlich auf der Verbindung zwischen der lokalen Ebene und den internationalen Politikprozessen in den Bereichen Klimaschutz, Biodiversität und Wald.

DIE LISTE DER VERWENDETEN LITERATUR

1.     Die Wichanski Insel Mit. Die strategische Planung: das Lehrbuch,2000 296

2.                 UN Department of Economic and Social Affairs / Commission on Sustainable Development acting as the preparatory committee for the World Summit on Sustainable Development (Fourth preparatory session 27 May - 7 June 2002)-

3.     Environment Programme (UNEP). Mai 2002 UN Department of Economic and Social Affairs / Division for Sustainable Development: National Implementation of Agenda 21: The Report. [NewYork] 2002 <www.un.org/esa/agenda21>